Historische Ortsbezeichnungen in und um Theisa
Nach der Eingemeindung der Ortsteile rund um Bad Liebenwerda, kam es manchmal vor, dass Briefe und Pakete nicht an die richtigen Adressen zugestellt wurden. Vor allem betraf das Anwohner, bei denen sich die Straßennamen „Dorfstraße“, „Hauptstraße“ oder „Liebenwerdaer Straße“ in der Anschrift befanden. Die Post verschwand oder wurde erst Wochen später zugestellt. Woran lag das?
Mittlerweile waren die15 Dörfer rund um Bad Liebenwerda wegen der Vereinfachung der Verwaltungsarbeit unter Zustimmung der Ortsgemeinden der Stadt Bad Liebenwerda beigetreten.
Nun wurden die Zustellungen, meistens von Versandhäusern und auch von Behörden anhand der Postleitzahl 04924 für Bad Liebenwerda, ohne Angabe des Ortsteils, versendet. Oh‘ das war ein Chaos, denn es gab ja die Liebenwerdaer Straße nun mehrfach.
Die Stadt Bad Liebenwerda reagierte auf die vielen Beschwerden und schlug den Ortsteilen vor, auf historische Orts- und Flurbezeichnungen zurückzugreifen
Theisa hatte für die Liebenwerdaer Straße drei Varianten zur Auswahl:
- Am Heiligen Hain (Flur 006)
- Am Fischersteg (Flur 004)
- Gebrüder Naptitz Straße
Rund um Theisa existieren in den Flurkarten noch Bezeichnungen wie:
Am Torfhaus; Der Kleine Teichplan sowie Der große Teichplan. Man findet sie in der Nähe der Teichhäuser, einst eine Kolonie von Theisa, ebenso wie Ziegelhäuser und Thalberg. Der Hinweis auf Wasser in den Ortsbezeichnungen deutet an, dass Feuchtgebiete oder Teiche in der Nähe waren. Durch den Kohleabbau im 20. Jahrhundert, sank der Grundwasserspiegel und so ist heute von den ehemaligen Nassgebieten nichts weiter als der Name in den Flurkarten übrig geblieben.
Die Flurstücke mit den originellen Namen Die Kutscherstücken liegen linkerhand nach Ziegelhäuser, ebenso Das Börnchen (von Born = Brunnen). Kurz vor Ziegelhäuser gibt es noch Die Banitzen. Vielleicht kann ein betagter Theisaer oder Theisaerin diesen Namen erklären. Die Bezeichnung Der Buschweg, gegenüber der Ringstraße und weiter über die Felder nach Schadewitz, wird heute noch sehr häufig als Ortsbezeichnung im Dorf benutzt, ebenso Die Buschwiesen. Etwas weiter nach Schadewitz findet man noch die Überreste der Buschmühle.
Doch gänzlich ungebräuchlich sind die romantischen Bezeichnungen
Die Gärten und Die Krautgärten.
Die Flurstücke liegen im Oberdorf und auf den Flächen zwischen dem Gutshaus und der Ringstraße.
Nun zu den Gebrüdern Hans und Matthes Naptitz. Kurz und knapp… Die beiden waren vor über 500 Jahren die Eigentümer von Theisa, bis sie im Jahre 1499 jeweils ihre Anteile verkauften. Der Ort wurde daraufhin für ca. 200 Jahre geteilt. (Quelle: Wikipedia )
So am Rande erwähnt… 1499 – Das ist zufälligerweise auch das Jahr der ersten Erwähnung des Theisaer Weinbergs in der Doberluger Straße. Zu diesem Zeitpunkt war der Weinanbau schon vorangeschritten.
Eine andere besondere Bezeichnung sollte nicht unerwähnt bleiben, Pilarum – der Pilgerweg zwischen Knissen und Theisa war bis zur Reformation 1517 ein bedeutender Wallfahrtsweg zur Kapelle Zum Heiligen Kreuz in Liebenwerda. (Quelle: Wikipedia)
Doch trotz all dieser schönen Ortsbezeichnungen konnten sich die Theisaer für die Umbenennung der Liebenwerdaer Straße nicht begeistern.
Es blieb alles beim Alten … wie immer, obwohl ich es gern hätte, „Am Fischersteg“ zu wohnen. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. (eg)