Ortsgeschichte
Aus der Geschichte von Rudolf Matthies
Theisa wird umgeben von grünen Kiefernwaldungen, die zum Teil unmittelbar an die Gärten stoßen. Früher bestanden die Holzungen aus abwechslungsreichem Mischwald, worin neben Kiefern und Fichten besonders Eichen und Birken gediehen.
Die heutige zur Gemeinde gehörende Försterei Prösa hat ja ihren Namen von Brasa (wendisch Birke). Einen schönen Baumbestand an Linden und Kastanien hat das Oberdorf aufzuweisen. Erwähnenswert ist die prachtvoll gewachsene alte Linde im Rittergut, welche aus Gründen der der Verkehrssicherheit leider entfernt werden musste. Anlass dazu war – die schöne alte Linde war innen vollkommen hohl.
Außerdem müssen in hiesiger Gegend häufiger Eiben vorgekommen sein, denn mangels besserer Erklärungsversuche müssen wir an der Ableitung des Ortsnamens vom wendischen Namen Tisow (Eibe) festhalten. Eine Eibenwaldung wird 1307 auch bei Lichtena erwähnt. Heute ist leider in der gesamten Theisaer Flur nicht ein solcher Nadelbaum anzutreffen. So reizlos ist der Ort aber nicht, wie man es aus dem Spottvers folgern müsste:
„Es gibt kein schöner Ort als Brieschke, Beische und Zobersdorf, die Roberwelke (Kraupa), Theise.“
1217 kommt Zisowe (auch als Tznsow gesehen) in den Besitz des Grafen Friedrich von Brehna, und zwar im Tausch gegen Kudutsdorf (Kauxdorf mit 12 Hufen) und Mönchsdorf (mit 7 1/2 Hufen), einer Wüstung bei Koßdorf. Als 1290 das Grafenhaus Brehna ausstirbt, fallen die Besitztümer an den Herzog von Sachsen-Wittenberg.
Als 1297 die Dörfer Schadewitz und Oppelhain an den Herren von Ileburg an das Kloster Dobrilugs übergeben wurden, wird Theisa an der Grenzbeschreibung Bcizowe erwähnt (auch als Bsichsowe gelesen), Brösa als Bruse und als Molendinum die Buschmühle.
Aussagen zur Gründung
Der wendische Name bezeugt nicht unbedingt auch eine wendische Gründung. Es gibt genug Beispiele dafür, das nachweislich deutliche Gründungen, besonders aus der ersten Siedlungsperiode nach der deutschen Eroberung, einen wendischen Flurnamen als Ortsnamen übernahmen. Das beweist unter anderem die Flurform, die nicht die wendische Block und Streifenform, sondern die deutsche Gewinneinteilung in Hufen zeigt. So entstanden 9 gleichgroße Erbhöfe (Hufengüter), dazu als Vorläufer des Rittergutes ein Erbrichterhof, der mit doppelter Landmenge, der Schankberechtigkeit und der niederen Gerichtsbarkeit begabt wurde.
Später entstanden dazwischen noch 7 Gärtnerstellen, dass heißt kleine Wirtschaften mit nur sehr geringem Grundbesitz, deren Inhaber also auf Arbeit bei den Hüfnern bzw. auf dem Rittergut angewiesen waren. Erst im vorigen Jahrhundert während der Aufteilung von Gemeindeland, der Abfindung verschiedener Nutzungsrechte und schließlich der Ausschlachtung der Hufengüter erhielten auch die Gärtner nennenswerten Landbesitz (1848 nach der Separation: zwischen 12 und 19 Morgen).
Einige Rätsel gibt uns die frühere Flurform auf. Bei Betrachtung der Flurkarte hebt sich zunächst die ursprüngliche Hufenflur als einheitliches Gebilde ab. Sie war kleiner als die heutige Gesamtflur und reichte im Westen nicht sehr weit über die Dorflage hinaus. Im Nordwesten grenzte sie an den staatlichen Bürgerbusch dessen Rest der sogenannte „Heilige Hain“ ist.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt muss der Teil der Flur hinzugekommen sein, der sich entlang der Elster erstreckt. Eigentümlicher Weise hatten daran nur die Güter Nr. 1, 3 und 16 Anteil, wenn man von einem geringen Anteil der Güter Nr. 4 und 8 an der „Hiemze“ absieht.
Schließlich lag an der Thalberger Seite noch ein großer geschlossener Komplex des Rittergutes. Offenbar haben wir es hier mit der wüsten Mark Thalberg oder einem Teil davon zu tun, wie sie in Feldkamms „Beiträgen“ und auch andernorts erwähnt wird.
So blieb die Flur bis zur Separation im Jahre 1848, nach einer Vorseparation 1832. Zu diesem Zweck wurde die Flur 1844/45 vermessen und eine Flurkarte gezeichnet. Die Separation sollte eine wirtschaftliche Zusammenlegung der Grundstücke herbeiführen, denn der Hufenbesitz lag sehr zerstreut. Der Hof Nr. 16 hatte keine 203 Morgen in 63 Stüden liegen, wovon 23 unter 1 Morgen Größe hatte! Das Rittergut besaß 683 Morgen in etwa 85 Stüden.
Es sollten ferner Begradigungen der Flurgrenzen, der Wege und Gräben und der kleinen Elster vorgenommen sowie einiger Gemeindebesitz (etwa 30 Morgen) aufgeteilt werden. Und vor allem hatte die Ablösung der Abgaben und Dienste der Hüfner und Gärtner an das Rittergut durch Landabgabe zu erfolgen. Nach der Umlegung war nicht nur die Lage, sondern auch die Größe des Grundbesitzes verändert. Das Rittergut besaß nun 847 Morgen, das Gut Nr. 16 171 Morgen.
Quellen:
Gerichtshandbuch im Gutsarchiv, Gemeindearchiv Theisa, „Schwarze Elster“ Nr. 74 und 501, Geschichte des Kreises Liebenwerda von Nebelsied, Heimatkunde von Bornschein-Gandert, Leonhardis Erdbeschreibung, Geschichte des Klosters Dobrilugk von R. Lehmann, Schulchronik Theisa
Vielen Dank an alle Mitwirkenden!